Das Bauhandwerk im Koalitionsvertrag: Weniger Hürden, mehr Tempo?

Das Bauhandwerk im Koalitionsvertrag: Weniger Hürden, mehr Tempo?

Redaktion

11.04.2025

4 min

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Bauen in Deutschland ist teuer, langsam und kompliziert – das beklagen nicht nur Investor/innen, sondern auch viele Handwerksbetriebe, die mit langen Genehmigungsprozessen und komplexen Vorgaben zu kämpfen haben.

CDU/CSU und SPD wollen mit ihrem Koalitionsvertrag gegensteuern: durch gezielte Reformen im Baurecht, vereinfachte Standards, steuerliche Anreize und eine zentrale Streitfrage – die Mietpreisbremse.

Das Bau- und Ausbauhandwerk könnte von vielen dieser Vorhaben profitieren – wenn sie konsequent umgesetzt würden.

Bauwesen und Wohnen: Neue Impulse

Der Wohnungsbau steckt seit Jahren in der Krise: zu wenige Wohnungen, zu lange Verfahren, zu hohe Baukosten. CDU/CSU und SPD haben sich in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, genau hier anzusetzen – mit einfacheren Regeln, besseren Anreizen und einem deutlichen Tempo-Versprechen.

Für das Bau- und Ausbauhandwerk könnten daraus Chancen, aber auch Herausforderungen entstehen. Vier zentrale Maßnahmen aus dem Vertrag und ihre mögliche Wirkung auf das Handwerk im Überblick.

Schnellere Verfahren durch den „Wohnungsbau-Turbo“

Die Koalition plant eine zweistufige Reform des Baugesetzbuchs. Bereits in den ersten 100 Tagen soll ein „Wohnungsbau-Turbo-Gesetz“ vorgelegt werden, das etwa Planungsverfahren beschleunigt und Lärmschutzauflagen erleichtert. In einem zweiten Schritt folgt eine umfassendere Reform zur Bau- und Genehmigungsbeschleunigung.

Was bedeutet das fürs Handwerk?

Zügigere Verfahren könnten dazu führen, dass deutlich mehr Bauvorhaben realisiert werden – und zwar auch in Regionen mit hoher Wohnraumnachfrage. Für Betriebe aus dem Bau-, Ausbau- und Gebäudetechnikbereich würde das neue Aufträge und bessere Planbarkeit bedeuten.

Warum wäre das eine Chance?

Wenn sich Projekte nicht mehr monatelang verzögern, können Handwerksbetriebe besser kalkulieren und Kapazitäten verlässlicher einplanen. Gleichzeitig entstehen womöglich mehr Aufträge durch eine höhere Bauaktivität – ein starker konjunktureller Impuls für die Branche.

Vereinfachte Baustandards: Weniger Vorschriften, gleiche Sicherheit?

Im Koalitionsvertrag heißt es, dass technische Baustandards überprüft und vereinfacht werden sollen. Zudem soll ein neuer Gebäudetyp E verstetigt werden. Dabei handelt es sich um eine experimentelle Gebäudeklasse mit reduzierten Vorgaben, z. B. beim Materialeinsatz oder bei energetischen Anforderungen – solange keine Sicherheitsrisiken bestehen.

Was bedeutet das fürs Handwerk?

Bauprojekte könnten einfacher und günstiger werden. Für Handwerker/innen bedeutet das: weniger Dokumentation, weniger Sondervorgaben – dafür mehr Spielraum bei der Umsetzung und beim Angebot für Kunden.

Warum wäre das eine Chance?

Komplizierte Normen führen nicht nur zu höheren Kosten, sondern auch zu mehr Aufwand auf der Baustelle. Mit einfacheren Standards ließen sich Projekte effizienter realisieren – was auch preissensible Kundengruppen wieder in den Markt bringen könnte.

Erläuterung: Der Gebäudetyp E soll als „Einfachtyp“ gelten – also als rechtssichere Option für einfache Bauprojekte mit weniger Regulierungsaufwand, etwa im Wohnungsbau oder bei öffentlichen Bauten.

Mehr Geld für mehr Projekte: Steuerliche Anreize für Neubau und Sanierung

Um die Bautätigkeit weiter anzukurbeln, sollen steuerliche Anreize geschaffen oder verbessert werden – z. B. über schnellere Abschreibungsmöglichkeiten oder staatliche Bürgschaften für Baukredite. Zudem sollen die bestehenden KfW-Förderprogramme für Neubau und Sanierung zusammengeführt und vereinfacht werden.

Was bedeutet das fürs Handwerk?

Sowohl private als auch gewerbliche Bauherren könnten leichter Förderungen und steuerliche Vorteile nutzen – insbesondere für Neubauten oder energetische Sanierungen. Das würde die Investitionsbereitschaft steigern.

Warum wäre das eine Chance?

Mehr Bauprojekte und Sanierungen bedeuten für das Handwerk vor allem eines: zusätzliche Nachfrage. Gerade Betriebe mit Fokus auf Modernisierung, Energieeffizienz oder Altbausanierung könnten von der Maßnahme spürbar profitieren – und das langfristig.

Mietpreisbremse bleibt – und sorgt für Diskussionen

Weniger erfreut zeigt sich das Bauhandwerk über die geplante Verlängerung der Mietpreisbremse um fünf weitere Jahre. Die Regelung soll in Gebieten mit angespanntem Wohnungsmarkt weiterhin gelten, um Mieter/innen vor übermäßigen Preissteigerungen zu schützen.

Was bedeutet das fürs Handwerk?

Manche Kritiker/innen – darunter auch Verbände aus dem Bau- und Handwerkssektor – befürchten, dass die Mietpreisbremse Investitionen hemmt. Wenn sich der Neubau nicht mehr lohne, sinke die Zahl geplanter Projekte – und damit auch die Auftragslage im Baugewerbe.

Warum wäre das ein Risiko?

Anreize für den Wohnungsbau entstehen durch Planungsbeschleunigung, Förderprogramme – aber auch durch wirtschaftliche Perspektiven. Wenn potenzielle Investitionen durch Mietpreisgrenzen ausblieben, könnte sich der Wohnungsbau trotz aller anderen Maßnahmen nicht ausreichend erholen.

Erläuterung: Die Mietpreisbremse begrenzt bei Neuvermietungen die Höhe der Miete auf maximal 10 % über der ortsüblichen Vergleichsmiete. Sie gilt nur in festgelegten Regionen und wird politisch unterschiedlich bewertet.

Fazit: Vielversprechende Impulse

Die angekündigten Maßnahmen im Bauwesen könnten dem Handwerk tatsächlich neue Perspektiven eröffnen: Weniger oder bessere Regelungen, schnellere Verfahren, steuerliche Anreize – all das klingt nach dringend benötigtem Rückenwind für Betriebe, die tagtäglich mit Planungsverzögerungen, Normen und Kostendruck kämpfen. Besonders erfreulich ist die angekündigte Vereinfachung technischer Standards – denn wer weniger Zeit mit Paragrafen verbringt, kann sich mehr aufs Bauen konzentrieren.

Doch nicht alle Betriebe reagieren mit Aufbruchsstimmung: Die geplante Verlängerung der Mietpreisbremse wirft nach Ansicht einiger Handwerksbetriebe einen Schatten auf die Reformpläne. Sie droht Investitionsbremsen zu verlängern, die viele Betriebe schon jetzt spüren.

Entscheidend wird sein, ob die positiven Impulse – etwa durch den Wohnungsbau-Turbo – stark genug sind, um das Bauhandwerk insgesamt spürbar zu entlasten. Wenn ja, könnte der Koalitionsvertrag ein echter Gamechanger werden.

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