Was du in diesem Beitrag findest:
Wer im Handwerk einen eigenen Betrieb führen möchte, kann selbst gründen oder einen Handwerksbetrieb übernehmen. Die Chancen dafür stehen gut: Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat vor einigen Jahren geschätzt, dass zwischen 2018 und 2024 durch Überalterung bis zu 200.000 Betriebsübergaben anstehen würden. Ohne Übernahme muss ein Betrieb schließen, was bei einem durchschnittlichen Jahresumsatz von über zwei Millionen Euro einen herben Verlust darstellt. Doch wie gehst du eine Übernahme eigentlich an? Das haben wir für dich zusammengestellt. Und ein paar Tipps für Betriebsinhaber:innen haben wir auch.
Welche Voraussetzungen solltest du bei einer Betriebsübernahme erfüllen?
Es gibt rechtliche und persönliche Voraussetzungen bei der Übernahme eines Handwerksbetriebs. Oft handelt es sich dabei um Eigenschaften oder Bedingungen, die nicht immer zwingend sind, aber dir dabei helfen, deine Rolle als Chef:in auszufüllen.
Zu den persönlichen Voraussetzungen zählen:
Du musst Entscheidungen treffen können. Auch unangenehme.
Du brauchst jede Menge Eigeninitiative als Kopf des ganzen Betriebs.
Lernfähigkeit und Offenheit dürfen nicht zu kurz kommen, weil auch die Welt um dich herum sich ständig verändert. Du solltest immer auf dem Laufenden bleiben, z. B. in Richtung Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Privater Rückhalt kann eine große Unterstützung sein - das gilt für Partnerschaft und Familie und auch für deinen Freundeskreis.
Zu den unternehmerischen Voraussetzungen zählen:
Du musst deine Branche sehr gut kennen.
Kaufmännische Qualifikation hilft bei der Unternehmensführung.
Du musst fachlich im Handwerk ausreichend qualifiziert sein.
Tipp für Handwerker:innen
Durch eine Fortbildung zum Geprüften Betriebswirt kannst du dir die notwendigen betriebswirtschaftlichen und kaufmännischen Fähigkeiten aneignen. Das ist ein Wettbewerbsvorteil und erleichtert die neuen Aufgaben, die vor dir liegen, wenn du einen Handwerksbetrieb übernehmen möchtest.
Zu den rechtlichen Voraussetzungen zählen:
Du wirst einen Handwerksbetrieb übernehmen? Dann ist es wichtig, dass du dich in der Handwerksrolle eintragen lässt. Handelt es sich bei deinem Betrieb um zulassungspflichtiges Handwerk, brauchst du außerdem einen Meisterbrief. Willst du einen Handwerksbetrieb ohne Meisterbrief übernehmen, so gibt es nur wenige Ausnahmen davon. Hierin ähneln sich die Bedingungen bei einer Betriebsübernahme und einer Selbständigkeit im Handwerk, wie du sie mit einer Neugründung startest.
So kannst du einen Handwerksbetrieb übernehmen
Es gibt mehrere Varianten, wie die Übernahme eines Handwerksbetriebs aussehen kann. Dabei ist zwischen Übernahmen im familiären Umfeld und der Übernahme auf dem freien Markt zu unterscheiden.
Verkauf bzw. Kauf eines Handwerksbetriebs
Verkauf gegen eine lebenslange Rente
Pacht des Betriebs
Schenkung z. B. innerhalb der Familie
Erbschaft
Tipp #1 für Betriebsinhaber:innen
Nicht nur Einzelpersonen können Betriebe übernehmen. Immer häufiger sind es andere Unternehmen, die zur Übernahme bereitstehen. In jedem Fall lohnt es sich, auch nach der Entscheidung, den Betrieb abzugeben, Wachstum anzustreben. So bleibt der Betrieb attraktiv und erzielt ggf. sogar einen besseren Verkaufspreis. Im Vergleich zu früher steigt der Anteil an Betrieben, die sich gegen eine Übernahme durch Familienangehörige entscheiden oder innerhalb der Familie keine:n Nachfolger:in finden. Deshalb suchen Betriebsinhaber:innen heute mehr und mehr nach einer Weitergabe an bisherige Angestellte oder einer externen Übernahme durch Unternehmen. Dadurch erweitern sich die finanziellen Möglichkeiten und auch die Chancen für den Betrieb können anders aussehen. Gleichzeitig sind mit einer Übernahme durch externe Personen oder Unternehmen aber auch Herausforderungen auf beiden Seiten verbunden.
Tipp #2 für Betriebsinhaber:innen
Solltest Du die Möglichkeit haben, in deinem Betrieb auszubilden, solltest du das auch bei einer bevorstehenden Betriebsübergabe noch tun. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass du unter deinen Auszubildenden jemanden findest, der den Betrieb übernehmen möchte. Dazu braucht es ggf. mehr Erfahrung. Allerdings senkst du dadurch das Durchschnittsalter deines Betriebs, was ihn attraktiver für eine Übernahme macht.
Das sind die Chancen bei der Übernahme eines Handwerksbetriebs
Die Übernahme eines bestehenden Betriebs hat viele Vorteile im Vergleich zur Neugründung. Immerhin fängst du hier nicht bei null an, viele Dinge sind bereits geregelt und etabliert. Im Detail spricht deshalb einiges dafür, nach einem interessanten Betrieb Ausschau zu halten und diesen über einen fair ausgehandelten Kaufpreis zu übernehmen. Zu den Vorteilen davon, einen bestehenden Handwerksbetrieb zu übernehmen, zählen unter anderem die folgenden Faktoren.
Es sind bereits Strukturen vorhanden. Du musst das Rad nicht neu erfinden, sondern hast Arbeitsabläufe, die bei einem profitablen Betrieb bereits eingespielt sind.
Der Betrieb hat sich einen Namen gemacht. Ein für die Übernahme interessanter Betrieb hat sich wahrscheinlich über die Jahre einen Namen auf dem Markt gemacht. Dadurch bist du anfangs nicht so abhängig von Werbung und/oder Empfehlungen wie das der Fall bei meiner Neugründung wäre.
Du bekommst ein eingespieltes Team. Das Team in einem bestehenden Betrieb arbeitet schon länger zusammen, kennt die Aufträge und muss nicht erst mühsam nach und nach eingearbeitet werden. Dadurch kannst du buchstäblich vom ersten Tag an mit der Annahme von Aufträgen starten.
Du übernimmst Kontakte zu Lieferant:innen und zur Kundschaft. Ob es um Werkzeuge und Material oder um die Kundschaft selbst geht - einen Handwerksbetrieb übernehmen heißt normalerweise auch, bestehende Kontakte zu übernehmen, was die Zusammenarbeit mit anderen Firmen genauso betrifft wie die schon vorhandenen Kund:innen.
Du übernimmst Räume und Ausstattung. Mit der Übernahme eines Betriebs bekommst du nicht nur ein Team zur Seite gestellt, sondern besitzt auch die Räume und die Ausstattung, die Vorgänger:innen beim Verkauf hinterlassen. Neben Werkzeugen und Räumen können dazu auch Fahrzeuge gehören.
Du bekommst Wissen und Unterstützung. Es kommt natürlich darauf an, wie du dich menschlich verstehst: Läuft es gut, kannst du in der ersten Zeit eventuell auf die Erfahrung zählen, die Vorgänger:innen haben.
Das sind die Risiken und Herausforderungen bei der Übernahme eines Handwerksbetriebs
Klingt das alles zu gut, um wahr zu sein? Tatsächlich bieten sich bei erfolgreichen Betrieben etliche Chancen. Immerhin sind die Auftragsbücher im Handwerk oft voll und der Bedarf ist auch in Zukunft sicher da. Ob bei Privatkundschaft oder im Bereich von Baugroßprojekten oder solchen im Bereich der Energiewende. Trotzdem sollte eine Übernahme wohl überlegt sein, um den folgenden Herausforderungen zu begegnen.
Bestehende Strukturen lassen sich oft schwerer ändern. Wenn du selbst gründest, hast du eine große Entscheidungsfreiheit. Du kannst dabei auch viele Fehler machen. Aber wenn du bestimmte Vorstellungen hast, hast du bei einer Neugründung die größte Freiheit, diese umzusetzen. Übernimmst du einen Betrieb, ist es in der Regel schwerer, die gegebenen Prozesse zu ändern.
Du bist von Anfang an fürs Personal verantwortlich. Gute Mitarbeiter:innen sind im Handwerk schwer zu finden. Deshalb ist es eigentlich ein Gewinn, dass du diese schon mit übernimmst. Du übernimmst damit allerdings auch die vertraglichen Konditionen, zu denen sie angestellt worden sind. Und du musst damit umgehen, dass du vielleicht nicht alle Arbeitsplätze sichern kannst.
Manche Betriebe sind stark durch Vorgänger:innen geprägt. Gerade kleinere Betriebe sind eventuell sehr stark auf eine:n Vorgänger:in zugeschnitten. Dein Erfolg im Betrieb ist dann vielleicht davon abhängig, wie stark die Bindung der Mitarbeiter:innen und Kund:innen gewesen ist. Kund:innen ziehen vielleicht ab und Mitarbeiter:innen müssen sich erst an die neue Lage gewöhnen.
Einen Handwerksbetrieb übernehmen ist meistens teurer als eine Neugründung. Am wichtigsten ist es, dass du es dir leisten können musst, einen Betrieb zu übernehmen. Das Bonner Institut für Mittelstandsforschung (IfM) kam 2019 in einer Studie zu der Einschätzung, dass der Kaufpreis eines mittelständischen Handwerksbetriebs etwa das 2,5-Fache des jährlichen Umsatzes beträgt. Seitdem hat sich auf dem Markt sicherlich noch mal einiges getan.
Abgesehen davon hängen die Kosten einer Betriebsübernahme im Handwerk von folgenden Faktoren ab:
Betriebsgröße
Branche
Anzahl Mitarbeiter:innen
Lage bzw. Standort des Betriebs
Zustand und technische Standards von Maschinen
Wenn du dich gut auf die Übernahme vorbereitest, kannst du diese Herausforderungen aber stemmen. Durch Fortbildungen und eine gute Planung lässt sich viel auffangen. Wenn du dann auch noch bereit dazu bist, sinnvolle Veränderungen anzustoßen, bleibt der Betrieb auf dem Erfolgspfad. Dazu gehört es in vielen Betrieben auch, die Digitalisierung voranzutreiben.
Schritt für Schritt zur Betriebsübernahme im Handwerk
Wenn du einen Handwerksbetrieb übernehmen möchtest, gehst du am besten Schritt für Schritt vor. So verschaffst du dir einen Überblick über die Lage und deine Möglichkeiten und triffst fundierte Entscheidungen.
Was willst du? Sobald du einen Betrieb übernommen hast, bestimmst du, wohin es geht. Überlege vorher also genau, ob du einen etablierten Handwerksbetrieb führen, den Betrieb weiterentwickeln oder weitere Standorte eröffnen möchtest.
Was weißt du über die Marktsituation? Schau dir genau an, auf welchem Markt du dich bewegst. Die Nachfrage nach Elektriker:innen ist zum Beispiel sehr hoch. Das hat Auswirkungen auf deine Auftragslage und auf das Team, mit dem du arbeitest. Andere Dienstleistungen sind vielleicht weniger nachgefragt. Dabei unterscheiden sich nicht nur Branchen, sondern auch Regionen voneinander. Wie ist der Wettbewerb, welche Entwicklungen lassen sich auf dem Markt erahnen? Das sind wichtige Fragen.
Wie sieht deine Finanzplanung aus? Wenn du dich selbständig machen würdest, gehört ein Businessplan unbedingt dazu. Das ist nicht anders, wenn du einen Handwerksbetrieb übernehmen möchtest. Je detaillierter die Planung, desto besser kannst du die Übernahme zu einem Erfolg führen. Neben dem Kaufpreis sind die laufenden Kosten genauso wichtig wie die Frage danach, ob du einen Kredit brauchst.
Wie sieht es beim Unternehmen aus? Kläre alle wichtigen Kennzahlen des Betriebs vor dem Kauf. Wie sehen die Unternehmenszahlen aus, welche Verträge bestehen? Schau dir an, wie die Beziehung zur Kundschaft gestaltet und ob die Ausstattung des Betriebs wie beschrieben ist. An dieser Stelle hilft es, Externe hinzuziehen - Steuerberatung und Rechtsbeistand machen die Betriebsübernahme deutlich sicherer.
Was steht im Vertrag? Der Vertrag ist das Kernstück der ganzen Unternehmung. Darin bestimmst du den Kaufgegenstand, den Kaufpreis und ein Fälligkeitsdatum. Halte außerdem den konkreten Übergabestichtag fest. Infos zum Inventar und zu Mitarbeiter:innen sollten darin auch enthalten sein. Offene Forderungen, der Umgang mit dem Firmennamen, eine eventuelle Rückzugsoption - das alles musst du klären und dabei gleichzeitig auf Standards wie die salvatorische Klausel achten.
Wenn du mit diesem Grundgerüst planst und eine:n seriöse:n Verkäufer:in findest, bist du auf einem guten Weg in deine unternehmerische Zukunft.
Handwerksbetrieb übernehmen - Digitalisierung voranbringen
Wenn du schon lange als Handwerker:in arbeitest, weißt du, dass die Digitalisierung ein großes Thema in der Branche ist. Meistens heißt es, Handwerksbetriebe tun dafür zu wenig. In jedem Fall bist du mit dem Thema als Chef:in noch mal ganz anders konfrontiert. Gut möglich, dass du dir in den nächsten Monaten und Jahren viele Gedanken darüber machst, wie du deinen neuen Betrieb digital voranbringen kannst.
Viele Betriebe haben in jüngster Vergangenheit ihre Arbeitsabläufe mit einer Handwerkersoftware umgestellt. Damit lassen sich Einsatzplanung und Dokumentation oder auch die Zeiterfassung einfach digital organisieren. Je nach Betriebsgröße und Branche hilft dir dabei eine Software, die eine Komplettlösung bietet oder eine, die sich auf die Kernfunktionen besinnt.
Fazit: Handwerksbetrieb übernehmen - wie das am besten gelingt
Wer einen Handwerksbetrieb übernehmen möchte, hat es derzeit gut. Viele Betriebsinhaber:innen gehen in Rente. Familienangehörige sind immer häufiger nicht dazu bereit, die Nachfolge anzutreten. Bleibt die Suche nach qualifizierten und finanzstarken Käufer:innen. Zu den Voraussetzungen, die du erfüllen musst, gehören deshalb eine solide Finanzplanung und die nötige Qualifikation, die du dir gegebenenfalls auch erst noch aneignen kannst. Ein Meisterbrief ist gerade im zulassungspflichtigen Handwerk wichtig. Ausnahmen gibt es wenige, können aber eine Option sein.
Im Vergleich zur Neugründung bietet es einige Chancen, aber auch Herausforderungen, einen etablierten Handwerksbetrieb zu übernehmen. Wenn du Schritt für Schritt vorgehst und gut planst, läuft es am besten. Wer heute einen Handwerksbetrieb übernimmt sollte auf jeden Fall daran denken, den Betrieb weiterzuentwickeln und zukunftsfähig zu machen. Sollte der Betrieb noch vollständig analog aufgestellt sein und alles auf Papier regeln, kannst du mit der richtigen Software-Lösung schon eine erhebliche Verbesserung der Arbeitsabläufe erreichen. So steht deinem Leben als Handwerksunternehmer:in nichts im Wege.
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