Serie: 25 Forderungen des Handwerks - Stadt und Land

Serie: 25 Forderungen des Handwerks - Stadt und Land

Redaktion

31.01.2025

5 min

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Die Wahlberechtigten in Deutschland wählen am 23. Februar bei der nächsten Bundestagswahl eine neue Regierung. Obwohl aktuell wieder weniger über die Wirtschaft des Landes gesprochen wird, bleibt die derzeitige Lage doch eines der Kernthemen dieser Wahl. Deshalb meldet sich auch das Handwerk zu Wort. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat dazu 25 Forderungen veröffentlicht.

Unter fünf großen Überschriften finden sich detaillierte Forderungen der handwerklichen Interessenvertretung.

Wir haben uns in unserer Serie alle Forderungen im Detail angeschaut. Heute im letzten Teil geht es um die Stärkung des Handwerks sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Räumen.

Geht es dem Handwerk 2025 wirklich so schlecht?

Das Handwerk ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – sowohl in den Metropolen als auch in ländlichen Regionen. Doch die Rahmenbedingungen für Betriebe verschlechtern sich zunehmend: Fehlende Gewerbeflächen, hohe Mieten, schlechte Verkehrsanbindung und eine restriktive Vergabepolitik machen es für viele Handwerker/innen immer schwerer, ihren Beruf auszuüben. Der ZDH fordert deshalb gezielte Maßnahmen, um das Handwerk langfristig in Stadt und Land zu erhalten.

Forderungen 20 bis 25 zur Bundestagswahl 2025

Unter der Überschrift “Handwerk weiter fest in Städten und ländlichen Räumen verankern” widmet sich der ZDH zuletzt der momentanen Stadtplanung und berührt mit seinen Forderungen auch die verkehrspolitischen Entwicklungen.

Azubi-Mobilität endlich ernst nehmen

Der Fachkräftemangel im Handwerk ist akut. Laut einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) fehlten zum Beispiel 2022 im Handwerk rund 236.000 Fachkräfte. Einer der Gründe: Viele junge Menschen entscheiden sich gegen eine örtliche Ausbildung, weil sie in strukturschwachen Regionen wohnen und schlecht an Berufsschulen oder Betriebe angebunden sind.

Um das zu ändern, fordert der ZDH ein kostengünstiges Azubi-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr. Ähnlich wie das Semesterticket für Studierende soll es Azubis ermöglichen, preiswert und unkompliziert zwischen Wohnort, Betrieb und Berufsschule zu pendeln. Besonders in ländlichen Regionen könnte ein solches Ticket den Zugang zur Ausbildung erheblich erleichtern.

Zusätzlich brauche es mehr Wohnangebote für Auszubildende. In vielen Städten sind Wohnheime für Azubis entweder nicht vorhanden oder überteuert. Dabei ist der Bedarf hoch: Laut einer Erhebung ziehen fast 40 Prozent der Azubis für ihre Ausbildung um und verteilen sich dabei nicht gleichmäßig über das Land. Eine gezielte Förderung von Azubi-Wohnheimen könnte Jugendliche und Betriebe gleichermaßen unterstützen.

Gewerbeflächen retten – bevor es zu spät ist

Das Institut für Betriebsführung im DHI und der ZDH untersucht die Verdrägnung von Handwerksbetrieben durch Wohnraum. Während zumindest schrittweise neue Wohnungen gebaut werden, bleiben Gewerbeflächen für Handwerksbetriebe auf der Strecke. Gleichzeitig ist der verkehrliche Zugang aus dem städtischen Umland oft erschwert.

Außerdem steigen vielerorts die Gewerbemieten so drastisch, dass sich kleinere Betriebe diese Standorte nicht mehr leisten können. Ohne gezielte Maßnahmen zur Sicherung von Gewerbeflächen droht eine Verdrängung des Handwerks aus den Städten. Der ZDH fordert daher eine stärkere Berücksichtigung von Nutzungsmischung und Funktionsvielfalt in der Stadtplanung.

Ein weiterer Aspekt ist der Schutz gewachsener Handwerker-Quartiere. In vielen Städten gab es früher spezialisierte Handwerksviertel, die heute kaum noch existieren. Durch gezielte Gewerbeförderung könnten solche Strukturen wiederbelebt werden, um den Wirtschaftsstandort Innenstadt attraktiver zu gestalten.

Betriebe brauchen Platz – nicht Parkverbote

Handwerksbetriebe sind auf funktionierende Lieferketten und kurze Wege angewiesen. Doch gerade in Ballungsräumen fehle es an geeigneten Lade- und Servicezonen. Stattdessen müssten Handwerker/innen oft lange nach Parkplätzen suchen, was zu unnötigen Verzögerungen und Kosten führt. Vor einigen Jahren stellte eine Untersuchung fest, dass Handwerker/innen in gut der Hälfte der Fälle mehr als 21 Kilometer Anfahrt zu einem Auftrag hatten. Teilweise fielen sogar Strecken von mehr als 200 km an. Besonders betroffen: Maurerhandwerk, Dachdeckerarbeiten, aber auch Tischlereibetriebe.

Der ZDH fordert deshalb eine Ausweitung des Quartiersparkens für Handwerksbetriebe. Während für Anwohner/innen in vielen Städten bereits günstige Parkgenehmigungen existierten, gebe es für Betriebe oft keine vergleichbare Lösung. Eine einfache Genehmigung zum Zonenparken für Handwerkerfahrzeuge könnte die Situation erheblich entspannen.

Zudem müsse der Wirtschaftsverkehr gesichert werden. In vielen Großstädten würden immer mehr Straßen für den Autoverkehr gesperrt – oft ohne Rücksicht auf Handwerksbetriebe, die auf reibungslose Transportwege angewiesen sind. Hier brauche es gezielte Lösungen wie separate Handwerks-Spuren oder zeitlich flexible Lieferzonen, um wirtschaftliche Abläufe nicht zu behindern.

Mehr Geld für regionale Wirtschaftsförderung

Das Handwerk ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in strukturschwachen Regionen. Trotzdem werde es in vielen Förderprogrammen vernachlässigt. Der ZDH fordert deshalb eine stärkere Einbindung des Handwerks in regionale Förderinstrumente wie die Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) und die Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung des Agrar- und Küstenschutzes (GAK).

Diese Programme unterstützten derzeit vor allem große Industrieunternehmen oder die Landwirtschaft. Doch auch Handwerksbetriebe profitieren von gezielten Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung und Fachkräftegewinnung. Eine Anpassung der Förderkriterien könnte dazu beitragen, das Handwerk als Motor für die lokale Wirtschaftsentwicklung zu stärken.

Besonders in ländlichen Regionen sei der Erhalt von Handwerksbetrieben entscheidend für die Daseinsvorsorge. Egal, ob Bäckereien, Schreinereibetriebe oder Installateur/innen – wenn Betriebe schließen, könnte die gesamte Region leiden.

Faire öffentliche Aufträge – kein Wettlauf mit Konzernen

Öffentliche Ausschreibungen seien für viele Handwerksbetriebe eine wichtige Einnahmequelle. Doch immer häufiger gingen Aufträge an große Unternehmen, während kleine Betriebe leer ausgehen. Der Grund: Viele Vergabeverfahren seien auf Großprojekte ausgelegt und erschwerten es kleinen Unternehmen, sich erfolgreich zu bewerben.

Der ZDH fordert deshalb die Stärkung der Fach- und Teillosvergabe. Das bedeutet, dass große Projekte in kleinere Einheiten aufgeteilt werden, sodass auch mittelständische Betriebe eine realistische Chance auf den Zuschlag haben.

Zudem müsse die Vergabepraxis insgesamt mittelstandsfreundlicher gestaltet werden. Viele kleinere Betriebe scheitern an überkomplizierten Ausschreibungsverfahren oder finanziellen Hürden wie hohen Bürgschaftssummen. Eine einfachere, transparentere Vergabepolitik könne dazu beitragen, dass öffentliche Gelder gezielter in die heimische Wirtschaft fließen.

Fazit: Städte und Regionen brauchen das Handwerk

Ob in der Stadt oder auf dem Land: Ohne Handwerk gebe es keine funktionierende Infrastruktur, keine regionale Wertschöpfung und keine lebenswerte Umgebung. Doch steigende Kosten, fehlende Gewerbeflächen und ungünstige politische Rahmenbedingungen setzten die Branche zunehmend unter Druck.

Die hier vorgestellten Forderungen des ZDH richten sich deshalb an die Politik, um das Handwerk langfristig in Städten und Regionen zu sichern.

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