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Neben der Forderung nach einem höheren Gehalt gehören flexible Arbeitszeiten zu den häufigsten Wünschen von Arbeitnehmer:innen. Deshalb hörst du in den Tarifverhandlungen fast täglich davon. Und vielleicht hast du auch selbst schon häufiger darüber nachgedacht, deine Arbeitszeiten anzupassen. Doch welche Möglichkeiten gibt es dabei überhaupt und eignen sich alle davon auch fürs Handwerk?
Pflicht zur Arbeitszeiterfassung - das gilt in jedem Fall
Bevor wir über die unterschiedlichen Arbeitszeitmodelle im Handwerk sprechen, zunächst der Hinweis auf die Arbeitszeiterfassung: Nach dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) im Jahr 2022 und dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) im Jahr 2019 zuvor führt daran in den allermeisten Betrieben kein Weg mehr vorbei. Um der Pflicht ideal nachzukommen, braucht es eine verlässliche digitale Lösung. Als Handwerker:in hast du den Vorteil, dass es mehrere Anbieter von Handwerkersoftware gibt, die eine Zeiterfassung bereits integriert haben. Das macht es für dich und deinen Betrieb leichter, in den verschiedenen Arbeitszeitmodellen im Handwerk zu arbeiten.
Welche Arbeitszeiten und Arbeitszeitmodelle gelten im Handwerk?
Wenn es um Arbeitszeitmodelle im Handwerk geht, zeigen sich sämtliche Gewerke bemerkenswert vielseitig. Richtig ist, dass im Handwerk auch gern mal Überstunden anfallen können. Immerhin richten sich viele Aufträge danach, dass es eine Abstimmung zwischen Kundinnen und Kunden und deinem Betrieb gibt. Davon aber abgesehen gibt es eine breite Palette an Arbeitszeitmodellen im Handwerk. Von der klassischen Vollzeitstelle oder der Arbeit in Teilzeit über Schichtarbeit und Arbeit auf Abruf bis hin zu Arbeitszeitkonten und Blockarbeitszeit ist alles dabei. Deshalb ist es auch ein Schnellschuss, wenn außerhalb des Handwerks gegen die 4-Tage-Woche im Handwerk gesprochen wird. Doch richtig ist, dass es in diesem Fall auf eine gute Organisation von Terminen und Mitarbeitenden ankommt.
Vollzeit im Handwerk - nach wie vor der Standard
Die Arbeit in Vollzeit im Handwerk ist nach wie vor der Klassiker. Die allermeisten Beschäftigten arbeiten zwischen 35 und 40 Stunden wöchentlich. Das Ganze verteilt auf eine übliche 5-Tage-Woche. In vielen Fällen kommen hier aber auch noch Überstunden dazu. Die Arbeitszeit in vielen Handwerksberufen hängt nämlich von vielen Faktoren ab und ist dadurch nicht immer planbar. Probleme bei einem Auftrag sowie generelle Auftragsspitzen oder saisonale Schwerpunkte können die klassische Vollzeitstelle ordentlich strapazieren. Vielleicht ist auch das für einige ein Grund, im Handwerk auf Teilzeit zu gehen.
Teilzeitarbeit im Handwerk - für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Klassischerweise sind es allerdings vor allem Mütter und Väter, die in Teilzeit arbeiten, um ihre Arbeitszeiten mit den familiären Verpflichtungen in Einklang zu bringen. Streng genommen handelt es sich um Teilzeit, wenn Beschäftigte etwa 50 Prozent einer Vollzeitstelle ausfüllen. Normalerweise also rund 20 Stunden in der Woche verteilt auf fünf oder weniger Tage. Doch nicht in jedem Fall ist es für z. B. Eltern nötig, die Arbeitszeit direkt zu halbieren. Viele entscheiden sich auch für die so genannte vollzeitnahe Teilzeit. dabei geht es um Arbeitsstellen mit einer Arbeitszeit von meistens 30 bis 35 Stunden. In vielen Fällen genügt die Reduzierung der Stunden soweit bereits, um z. B. Kinder in die Kita zu bringen und diese wieder abzuholen, wenn beide Eltern sich diese Aufgaben teilen.
Sonderfall 4-Tage-woche im Handwerk
Momentan ist in vielen Branchen auch die 4-Tage-Woche im Gespräch. Auch im Handwerk ist sie ein Thema und immer mehr Betriebe experimentieren zumindest damit, ob die 4-Tage-Woche im Handwerk Vorteile für sie hat. Einer der wichtigsten Gründe für solche Versuche ist der Fachkräftemangel. Gerade junge Menschen suchen nach mehr Flexibilität und oft auch reduzierter Arbeitszeit. In diesen Fällen kann die 4-Tage-Woche im Handwerk für Bewerber:innen ein anziehendes Angebot sein. Übrigens ist damit noch nichts darüber gesagt, wie viele Stunden die Arbeitszeit umfasst.
Es ist eine Vollzeitstelle von z. B. 38,5 Stunden denkbar, die sich auf vier Tage verteilen. Der Gesetzgeber erlaubt eine maximale Arbeitszeit von täglich zehn Stunden zuzüglich Pausen. Wichtig ist, dass nach 6 Stunden Arbeit eine Pause von 30 Minuten nötig ist. Nach 9 Stunden steht Arbeitnehmer:innen eine Pause von 45 Minuten zu. Für die Einhaltung dieser Pausen stehen Arbeitgeber:innen in der Fürsorgepflicht.
Schichtarbeit im Handwerksbetrieb
Handwerksbetriebe können anfallende Aufgaben auch über Schichtarbeit organisieren. Abhängig von der Größe des Betriebs und der Art der anfallenden Arbeiten kann das Sinn ergeben. Gerade ein Zwei-Schicht-System lässt sich relativ einfach mit einer Frühschicht und einer Spätschicht planen. Das ist zum Beispiel für Eltern hilfreich, die morgens ihre Kinder in die Kita bringen können, während das andere Elternteil die Kinder am Nachmittag wieder abholen kann. Außerdem berücksichtigt ein solches Schichtmodell, dass Menschen oft zu unterschiedlichen Zeiten produktiv sind. Warum soll der Morgenmensch nicht bereits früher arbeiten können bzw. ein:e Langschläfer:in nicht später anfangen, um wirklich die beste Leistung zu geben?
In manchen Betrieben lässt sich vielleicht sogar ein Drei-Schicht-Modell realisieren. In diesem Fall gibt es noch eine Nachtschicht. Hierbei solltest du als Betriebschef:in ebenso wie als Mitarbeiter:in beachten, dass Nachtschichten sehr strapaziös sein können. Deshalb ist diese Arbeit nicht für alle geeignet. Außerdem gibt es für Nachtschichten Zuschläge, die die Arbeit - berechtigterweise - teurer machen. Nicht zuletzt ist die Nachtschicht fürs klassische Kundengeschäft nicht die beste Wahl. Immerhin werden die meisten Kundinnen und Kunden keine Termine in der Nacht wahrnehmen wollen. Auch Baustellen sind in der Regel nicht nachts besetzt.
Arbeit auf Abruf - flexibel im Handwerk
Wenn sich das Arbeitsaufkommen nur sehr unregelmäßig ergibt, kann es sinnvoll sein, auf das Modell Arbeit auf Abruf zu setzen. Dies ist vor allem bei Teilzeit-Beschäftigten, bei Befristung oder Minijobs möglich. Wichtig ist, dass Arbeitgeber:in und Beschäftigte sich bei diesem Modell genauso wie sonst auch über die Vergütung einigen und Absprachen darüber treffen, wie viel Vorlauf der Abruf benötigt. Dann erfolgt zum Beispiel vier Tage im Vorfeld eine Information über die anfallende Arbeit, sodass du familiäre oder andere private Belange auch gut planen kannst.
Mit Arbeitszeitkonten im Handwerk flexibel bleiben
Eine weitere Form flexibler Arbeitszeit im Handwerk sind Arbeitszeitkonten. Dadurch können saisonale Unterschiede ausgeglichen werden, wie sie z. B. witterungsbedingt in einigen Gewerken vorkommt. Der Gedanke dahinter ist, dass z. B. in den Sommermonaten häufiger Überstunden anfallen. In den Wintermonaten hingegen gibt es weniger Arbeit. Mit einem Arbeitszeitkonto kannst du die Überstunden ansammeln und sicherstellen, dass du über das gesamte Jahr bezahlt wirst. Anders als bei einem Jahresarbeitszeitkonto kannst du mit einem Lebensarbeitszeitkonto auch über längere Zeiträume Arbeitsstunden ansammeln und dir diese entweder später ausbezahlen lassen oder z. B. eine frühere Freistellung zur Rente erwirken.
Blockarbeitszeit im Handwerk
Eine ähnliche Variante ist das Modell der Blockarbeitszeit. Hier vereinbarst du allerdings von Anfang an eine unterschiedliche Stundenzahl für die verschiedenen Blöcke des Jahres. So fallen im Sommer ggf. mehr Stunden an und du bist auch für mehr Stunden eingeplant, während du bereits im Voraus weißt, wie viel weniger Arbeitszeit du in den Wintermonaten zu erfüllen hast. Weil dadurch dein Gehalt zu den verschiedenen Zeiten unterschiedlich hoch ausfällt, solltest du hierfür entsprechende Rücklagen bilden.
Flexible Arbeitszeiten im Handwerk - Gewinn für Betriebe und Beschäftigte
Flexible Arbeitszeitmodelle im Handwerk sind nicht nur eine Antwort auf den Fachkräftemangel, sondern auch ein wesentlicher Faktor zur Steigerung der Arbeitszufriedenheit und zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Durch Zeitmodelle wie die 4-Tage-Woche, Teilzeitregelungen und Schichtsysteme können Handwerksbetriebe individuell auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen eingehen und gleichzeitig ihre Betriebsabläufe effizient gestalten. Ob durch die Nutzung moderner Software zur Arbeitszeiterfassung oder durch flexible Modelle wie Arbeitszeitkonten und Blockarbeitszeit – beides schafft neue und wichtige Freiräume. Diese Entwicklung ist nicht nur ein Gewinn für die Beschäftigten, sondern stärkt auch die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Durch den Einsatz flexibler Arbeitszeiten wird das Handwerk als attraktiver und zeitgemäßer Arbeitsbereich positioniert, der auch zukünftigen Generationen vielfältige berufliche Perspektiven bietet.
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